Klimaprogramm Bayern 2020
Klimawandel und Waldumbau auf der Fränkischen Platte
Mittelwaldwirtschaft auf der Fränkischen Platte
Die Landschaft der Fränkischen Platte im Landkreis Schweinfurt ist geprägt durch die landwirtschaftliche Nutzung. Der Wald ist auf mehr oder weniger isoliert liegende Waldinseln mit eher ungünstigen Standortsbedingungen zurückgedrängt. Dies wird auch durch einen bezogen auf den Landesdurchschnitt vergleichsweise niedrigen Waldanteil von 23 Prozent deutlich. Dennoch ist der Wald im Landkreis ein bedeutender Landschafts- und Wirtschaftsfaktor.
Der Wald wird durch die beiden Eichenarten Stiel- und Traubeneiche geprägt. Im Durchschnitt ist knapp jeder zweite Laubbaum in der Region eine Eiche, ihr Anteil bezogen auf alle Baumarten beträgt 35 Prozent (bayernweit sind es 6%).
Die Eichen sind gerade im Bereich der südlichen Fränkischen Platte (südlicher Landkreis Schweinfurt, Landkreis Kitzingen) konkurrenzkräftiger als die Rotbuche. Die Ursache liegt im warm-trockenen Klima: das „Weinbauklima“ mit einer Jahresmitteltemperatur von etwa 9°C (Grad Celcius) und etwa 600 mm (Millimeter) Niederschlag im Jahr, sowie an den vergleichsweise schwierigen Standortsbedingungen.
Hier etablierten sich also natürlicherweise Eichenwaldgesellschaften. Diese Entwicklung wurde durch die Mittelwaldwirtschaft verstärkt, wobei Baumarten mit einem hohen Stockausschlagvermögen (zum Beispiel Eiche und Hainbuche) begünstigt wurden. Dadurch sind Wälder mit einem sehr hohen Eichenanteil und teilweise wenigen Mischbaumarten entstanden.
Der Klimawandel verändert das Erscheinungsbild
Durch den Klimawandel und die damit eintretende Erwärmung und Verringerung der Niederschläge wird sich das Erscheinungsbild dieser Wälder ändern. Die lichten Waldstrukturen und der Klimawandel begünstigen Massenvermehrungen typischer Eichenschädlinge. Häufiger auftretende Massenvermehrungen führen zum Absterben der Eichen, wodurch die Wälder wiederum lichter werden.
Im Rahmen des Klimaprogramms Bayern 2020 laufen Projekte, bei denen durch Einbringung von Mischbaumarten (zum Beispiel Feld- und Spitzahorn, Kirsche, Elsbeere, Speierling, Hainbuche, Buche, Esskastanie und Linde) stabile Eichenmischbestände entstehen und die Massenvermehrungen der Eichenschädlinge reduziert werden sollen.
Als klimatolerante, ökonomisch und ökologisch wertvolle Baumarten sind die Stiel- und Traubeneichen im Bereich der Fränkischen Platte aber weiterhin von hoher Bedeutung, um die hiesigen Waldökosysteme zu stabilisieren. Dank ihres tiefreichenden Wurzelsystems können sie dem Klimawandel voraussichtlich am besten trotzen und so die Waldbestände stabilisieren. Deshalb sind die beiden Arten auch in Zukunft für die Waldbewirtschaftung unverzichtbar.
Weitere Informationen zu einem klimatisch günstigen Baumartenspektrum finden Sie unter:
Im warm-trockenen Bereich der Fränkischen Platte können sich Schmetterlingsarten der sog. „Eichenfraßgesellschaft“, die von den klimatischen Bedingungen und den lichten Bestandsstrukturen der Eichenwälder profitieren, massenhaft vermehren. Neben dem Eichenwickler und den Frostspannerarten zählen hierzu auch der Schwammspinner und der Eichenprozessionsspinner.
Das bisherige Schadgeschehen hat verdeutlicht, dass die vorhandenen Altbestände auf der Fränkischen Platte aufgrund ihres Reinbestandscharakters und ihrer Entstehungsgeschichte (vielfach Stockausschlag durch Mittelwaldwirtschaft) die Anforderungen an stabile Waldbestände nicht erfüllen können.
Langfristig kann durch den Aufbau von strukturreichen Eichenmischwäldern einschließlich des Unterbaus mit Schattlaubhölzern das Waldschutzrisiko deutlich verringert werden.
Zwei in Schweinfurt angestoßene Projektgebiete sollen den Waldumbau im Landkreis forcieren. Hier sollen instabile Eichen- und Eichenreinbestände zu stabilen klimatoleranten Eichenmischbeständen umgebaut werden.