Ausgangssituation – Eiche in der Oberschicht und Hainbuche darunter
Der Ausgangsbestand war ein durchgewachsener Mittelwald mit rund 20 ha Größe. Dessen Entstehungszeitraum reicht vom Jahr 1833 bis 1948. Viele Eichen sind mittelwaldbedingt nicht aus Kernwuchs, also aus einer gekeimten Eichel, sondern aus Stockausschlag hervor gegangen. Obwohl auch einige Rotbuchen, Birken, Ahorne und Kirschen in der Oberschicht vorhanden sind, dominiert die Eiche das Kronendach. Darunter gibt es noch eine zweite und dritte Baumschicht (der sogenannte Unter- und Zwischenstand), hauptsächlich bestehend aus Hainbuche, einigen Kirschen, Birken, Rotbuchen und Eschen.
Die alten knorrigen Eichen sind besonders wertgebend als Biotop und Lebensraum für zahlreiche seltene Tierarten, wie z.B. den Hirschkäfer oder Mittelspecht. Gleichzeitig sind sie aber wegen der hohen Eichenholzpreise auch im ökonomischen Sinne besonders wertvoll. Die Rotbuchen und Birken in der Oberschicht sind durch die Extremjahre 2018 – 2020 vollständig abgestorben und bieten heute als Totholz wertvolle Strukturelemente.
Standorte und Anpassung der Bestockung
Im Osten der Abteilung findet sich Feinlehm, im Zentrum kalkhaltiger Lettenkeuperton und im Westen Sandsteinverwitterung. Der aufmerksame Besucher kann die Standortsunterschiede bereits am Bestand erahnen: Während im Osten auch in beschatteten Bereichen starker Brombeerwuchs zu sehen ist, findet sich im Westen trotz licht stehender Eichen nur Graswuchs. Hier fehlt der Hainbuchennebenbestand weitgehend und die Wurzelstöcke der Eiche sind meistens faul und innen hohl.
Notwendigkeit des Waldumbaus – Massenvermehrung des Schwammspinners und die Folgeschäden
Wie auch in den Musterbeständen Bauernschlag und Vorberg, sind auch im Birkig die Schwammspinnervermehrungen und Folgeschäden ursächlich für die Waldumbaunotwendigkeit. Anders als in den vorbeschriebenen Beständen, sind die Eichen im Birkig aber bereits älter und stärker, sodass Einzelexemplare bereits die Hiebsreife erreichen.
Umsetzung – Einzelbaumansprache als Grundlage
Zunächst mussten Bereiche, mit dringender Handlungsnotwendigkeit, wegen dem schlechten Gesundheitszustand der Eichen identifiziert und abgegrenzt werden.
Um bei späteren Holzerntemaßnahmen nicht durch entstandene Verjüngung fahren zu müssen und zum Schutz des Waldbodens wurden zunächst sogenannte „Rückegassen“ angelegt. Ab diesem Zeitpunkt bewegten sich die zur Holzernte zwingend benötigten Maschinen ausschließlich auf diesen dauerhaft gekennzeichneten Fahrspuren.
Anschließend wurde jeder Einzelbaum des Bestandes sorgfältig begutachtet und Biotopbäume farbig markiert. Dadurch konnte dann eine Entscheidung getroffen werden, wo mit den Verjüngungsmaßnahmen begonnen werden sollte. Auch die Lage vorhandener Verjüngungskerne wurde erfasst. In der Naturverjüngung waren neben Eiche bereits Hainbuche, Esche, Feldahorn, Rotbuche und Kirsche als Mischbaumarten vorhanden. In zu verjüngenden Bereichen, wo es noch keine Verjüngung gab, wurde anhand der Standortskarte eine „Zielbaumart“ für die anschließende Pflanzung definiert. Je nach Lichtbedürfnis dieser Baumart, wurde dann ein punktuell stärkerer oder schwächerer Hieb geführt und die Lichtgabe entsprechend gesteuert, um optimale Anwuchsbedingungen zu schaffen.
Ergänzungspflanzung und Schlüsselfaktor Wildverbiss
Ergänzt wurden ab dem Jahr 2011 Rotbuchen und Bergahorne. In den Folgejahren wurden nach und nach Speierling, Nuss, Douglasie, Kirsche und Elsbeere ergänzt. Geschützt wurden diese Pflanzen durch Wuchshüllen oder -gitter. Insgesamt wurden rund 500 Pflanzen nachgepflanzt. Im Birkig konnte auf teure Wildschutzmaßnahmen weitgehend verzichtet werden. Aber auch hier war ein Zaun zum Schutz der Eichennaturverjüngung nötig.
Folgemaßnahmen – Jahrelange Kulturmaßnahmen und Pflege
Zur Sicherung der Naturverjüngung und der gepflanzten Mischbaumarten musste wiederholt ausgegrast werden, also die kleinen Bäumchen vom Gras- und Unkrautwuchs befreit werden. Außerdem waren wegen dem unterschiedlich schnellen Höhenwachstum der verschiedenen Baumarten mehrere Jugendpflegen erforderlich. Alle 2 bis 3 Jahre musste die Lichtsteuerung durch die Entnahme einzelner Randbäume (sogenanntes „Nachlichten“) angepasst werden. Alle Arbeiten von der Pflanzung bis zur Pflege erfolgten durch die Waldarbeiter der Marktgemeinde Werneck.
Heutiges Ergebnis – Durchhaltevermögen zahlt sich aus
Nach rund 10 Jahren hat sich heute eine bunte Verjüngung auf großer Bestandesfläche etabliert. Dabei wurde viel Lehrgeld gezahlt, denn zahlreiche gepflanzte Bäume sind wegen Trockenheit, Mäuse- und Wildschäden ausgefallen. Auch die Lichtsteuerung musste erst optimiert werden. Beispielsweise zeigte sich, dass die Eichenverjüngung auch in kleinen Lichtschächten erfolgreich aufwächst, wenn nur genügend Licht von Süden oder Westen einfallen kann.
Heute finden sich zahlreiche Mischbaumarten in der Verjüngung. Teilweise sind die besonders in der Jugendphase schnellwüchsigen Edellaubhölzer schon an die zehn Meter hoch. Im Westen findet sich üppige Eichennaturverjüngung, die wegen ihrer optimalen Wurzelentwicklung und ihrer Herkunft bestens an den Standort angepasst ist. Alle Baumarten des Altbestandes finden sich auch in der Verjüngung wieder und darüber hinaus sogar noch Weitere, wie Edelkastanie, Walnuss oder Douglasie.
Auf Schutzmaßnahmen gegen Wild konnte weitgehend verzichtet werden, aber der Musterbestand verdeutlicht, dass angepasste Schalenwildbestände ein Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche Bestandesverjüngung sind.
Lageplan und Anfahrtsbeschreibung
Von der B 26 in Fahrtrichtung Mühlhausen / Arnstein kommend, fährt man in der Ortschaft Zeuzleben in den Neuen Bergweg und weiter Richtung Birkighof. Etwa 500m nach dem Birkighof beginnt linker Hand der Wald. Nach weiteren 100 m befindet man sich an der Südostecke des Musterbestandes.
Lageplan - BayernAtlas